Stabsstelle: Ergebnisse der Fachkonferenz zum Thema „Peer-Gewalt“ für die Nordkirche
Am 15. Mai 2025 lud die Stabsstelle Prävention zur Fachkonferenz nach Hamburg. Der Fortbildungstag für Fachkräfte für Prävention und Intervention der Nordkirche beschäftigte sich in diesem Jahr mit dem Thema Peer-Gewalt.
Aktuelles Wissen zu Peer-Gewalt schärft das Handeln in Prävention und Intervention
Auf der Fachkonferenz Prävention am 15. Mai 2025 stand der Wissenstransfer zu sexualisierter Gewalt unter Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt. Denn auch in Gruppen von Heranwachsenden kann es zu Übergriffen kommen. Darum ist aktuelles Wissen zu digitalen Entwicklungen und zu den Herausforderungen des Umgangs mit jugendlichen Beteiligten besonders wichtig.
Zum Hintergrund: das jährliche Fortbildungs- und Vernetzungsformat „Fachkonferenz Prävention“ bringt Fachkräfte der Prävention und Intervention von Diakonie und Landeskirche zusammen. Es fand statt in den Räumen der Jugendherberge Horner Rennbahn in Hamburg.
Der Fachtag war, nach der Begrüßung durch Mirja Beck, Co-Leitung der Stabsstelle Prävention - Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der Nordkirche, gegliedert in zwei Vorträge am Morgen und dazu passende Workshops am Nachmittag.
- Zum Einstieg gab die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Christina Mieruch, Leitung der Anlaufstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Kreis Schleswig-Flensburg, eine Einführung in die digitalen Erscheinungsformen und Möglichkeiten sexualisierter Gewalt. Eine erste Erkenntnis war, dass digitale Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen so präsent sind, dass eine Trennung zwischen Online- und Offline-Welt kaum noch möglich ist. Der Vortrag gab einen Überblick über die Formen und Merkmale von digitaler sexualisierter Peer-Gewalt und den rechtlichen Rahmenbedingungen.
- Der zweite Vortrag war ein Bericht zu einem medial bekannt gewordenen Fall sexualisierter Gewalt unter Kindern und Jugendlichen, der sich im organisierten Sport zugetragen hatte. Finn-Lasse Beil, erfahrener Referent für Prävention und Geschäftsstellenleiter des Handball Sport Verein Hamburg e.V. (HSVH) berichtete von der erfolgten Intervention. Hier ergaben sich spannende Nachfragen und Diskussion.
- Die Herausforderung, unter großer Unsicherheit zu Fakten allen gerecht zu werden, ist riesig, und doch ist sie hier wegen der Jugendlichkeit der Beschuldigten wie der Betroffenen noch potenziert. Es zeigte sich, dass im Feld von Peer-Gewalt unter Heranwachsenden besondere Prämissen und Herausforderungen gelten: Wie ist mit „Tatpersonen“ umzugehen, die selbst noch Kinder oder Jugendliche sind? Wo liegt die Grenze zwischen übergriffigen und betroffenen Kindern?
- Auch die Herausforderungen durch Umgang mit dem Umfeld sind riesig: Wie ist mit dem Umfeld umzugehen, mit Eltern, mit den Kindern und Jugendlichen selbst, mit Strafverfolgungsbehörden und dem Druck der Medien. Diese haben ein eigenes Interesse an Aktualität, Nachrichten und Klickzahlen, das die Heranwachsenden, Beteiligte wie andere Peers in der Gruppe in große Bedrängnis und psychologische Nöte bringen kann. Ebenfalls kompliziert macht die Intervention die Nachfrage nach der Fortsetzung der Gruppe, in der Zukunftsaussichten im Leistungssport eine große Rolle spielen.
- Der Nachmittag brachte in zwei Workshops, die alle Teilnehmenden besuchen konnten, eine Vertiefung des Wissens und Elemente der Selbstreflexion. Auch der Austausch unter den Fachkräften kam nicht zu kurz.
Fazit
Im Zentrum stand insgesamt eine Stärkung des Bewusstseins für Peer-Gewalt in der eigenen Organisationsstruktur, um in Schutzprozessen Prävention von Peer-Gewalt und in der Intervention die besonderen Herausforderungen von Gewalt unter Heranwachsenden in den Blick zu holen.