Stabsstelle: Prävention eXtra – Frauen als Täterinnen von Missbrauch

Prävention eXtra: Frauen als Täterinnen von sexuellem Kindesmissbrauch

„Ich wurde von meiner Erzeugerin missbraucht. (…) Das Thema ‚Missbrauch durch Frauen‘ kommt zu kurz“, berichtete ein Anrufer am Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch. Sexueller Kindesmissbrauch wird häufig mit einem Fokus auf männliche Täter und weibliche Betroffene diskutiert – gleichzeitig zeigen die aktuellen Zahlen, dass der Anteil von Frauen unter den Täter*innen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich liegt. Unter den erwachsenen Täterinnen sind viele Mütter, die ihre eigenen Kinder sexuell missbrauchen. Weiterhin zeigt die Forschung, dass es in Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch häufig sogenannte Bystander gibt, also Personen, die von der sexuellen Gewalt mitbekommen, aber nichts unternehmen. Mütter machen etwa ein Viertel der Bystander aus.

Der Anrufer hat Recht mit seiner Aussage, dass das Thema „Missbrauch durch Frauen“ zu kurz kommt. Selbst Fachkräfte schätzen sexualisierte Handlungen an Kindern unterschiedlich ein, je nachdem ob sie von einer Frau oder einem Mann durchgeführt wurden. Das führt dazu, dass Übergriffe durch Frauen weniger erstgenommen und bagatellisiert werden und weniger Handlungsbedarf gesehen wird.

Im Vortrag sollen zunächst wissenschaftliche Erkenntnisse und Zahlen zu Frauen als Täterinnen vorgestellt werden. Ein Fokus soll auch auf den unterschiedlichen Schilderungen von Folgeerfahrungen der Betroffenen liegen. Und es wird diskutiert, warum sexueller Missbrauch anhand des Täter*innengeschlechts so unterschiedlich eingeschätzt wird und was das Handeln in der Fachpraxis erschwert. 

Termin

Donnerstag, 14. November 2024 von 12 bis 13 Uhr

Teilnahme

Das Online-Fortbildungsformat Prävention eXtra ist für alle Mitarbeitenden in der Nordkirche offen, die am Thema Prävention und Intervention mitarbeiten. Darüber hinaus sind auch am Thema Interessierte und externe Fachkräfte herzlich eingeladen. Bitte melden Sie sich über den Anmeldebutton bis 12. November an.

Referentin

Jelena Gerke, Psychologin, arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin der Begleitforschungsprojekte der Unabhängigen Beauftragen für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Miriam Rassenhofer an der Klinik für Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm. Sie hat promoviert bei Prof. Jörg M. Fegert zum Thema „Frauen als Täterinnen sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen – Erkenntnisse zu Vorkommen, spezifischen Folgen und Folgeerfahrungen für Betroffene“. Sie ist aktuell auch in Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin an der DGVT Berlin.